Schutzräume für Solidarische Städte

Anfang September in Frankfurt, Darmstadt, Hanau, Kassel und Berlin:
Schutzräume für Solidarische Städte
Veranstaltungsreihen zu Solidarischen Städten und Bürgerasyl, von Seebrücken bis zu We`ll Come United

Als der Vorschlag im Mai erstmals aufkam, waren die Ereignisse von Ellwangen noch in aller Munde. Der medialen Diffamierung und der Kriminalisierung der Geflüchteten, die spontan und erfolgreich gegen die Abschiebung ihrer MitbewohnerInnen protestiert hatten, sollten konkrete Schutzraum-Aktivitäten in möglichst vielen Städten an unterschiedlichen gesellschaftlichen Orten entgegengesetzt werden. Das ist und bleibt ein zentrales Ziel der Veranstaltungsreihen, die nun Anfang September in zumindest fünf Städten parallel stattfinden. Überall geht es um Kämpfe gegen Abschiebungen und für ein Bleiberecht, um Kampagnen für Bürgerasyl und um die Notwendigkeit, verstärkte Schutzstrukturen in Richtung solidarischer Städte aufzubauen.

Im Juni hatte die neue rechtspopulistische Regierung in Italien begonnen, die Häfen für die zivile Seenotrettung zu schließen. Mit Rückendeckung aus der gesamten EU werden die Rettungsorganisationen kriminalisiert, mit dem Sterbenlassen auf See und mit der Aufrüstung einer sog. Libyschen Küstenwache soll die Abschreckung und Vorverlagerung des EU-Grenzregime vorangetrieben werden. Vor diesem Hintergrund hat der Ansatz der Solidarischen Städte eine weitere Bedeutung gewonnen. Gegen die nationale und supranationale Ausgrenzungspolitik ist es „die utopische Kraft der Städte“, die es gilt, zu einer solidarischen Alternative zu entwickeln. Von den BürgermeisterInnen in Palermo, Neapel und Barcelona bis nach Berlin gingen erste Impulse aus. Für die Forderung nach offenen Häfen und zur Aufnahme der Geflüchteten und Geretteten haben die starken Mobilisierungen der Seebrücken-Initiativen in den letzten Wochen in zahlreichen Städten in Deutschland einen neuen Schub bewirkt.

Als gemeinsamen Fluchtpunkt – im wahrsten Sinne des Wortes – sehen wir ein Netzwerk von Städten quer durch Europa, eine Alltagsbewegung getragen von verschiedenen Akteuren der Zivilgesellschaft bis hin zu progressiven Stadtverwaltungen, die das Recht zu kommen und zu bleiben auf ihre Agenda setzt.

In den Veranstaltungsreihen Anfang September in Frankfurt, Darmstadt, Hanau, Kassel und Berlin werden u.a. diese Fragen und Herausforderungen zum Thema gemacht – exakt drei Jahre nach dem Marsch der Hoffnung und dem Durchbruch gegen das Grenzregime auf der Balkanroute. Es geht uns um den Aufbau von Alltagsstrukturen der Fluchthilfe und konkreter Unterstützung, um gemeinsame Kämpfe für Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte, die wir auf lokaler Ebene weiterentwickeln und dann mit Allen gemeinsam auf der Straße sichtbar machen wollen – am 29. September 2018 bei der Parade von We`ll Come United in Hamburg!

Angehängt die (vorläufigen) Programme in den fünf genannten Städten:

Frankfurt
Veranstaltungsort: medico-Haus, Lindleystraße 15 (ggü. Nr. 11), 60314 Frankfurt/M.
Dienstag, 4. September

12-19.30 Uhr (& nach der Abendveranstaltung):
Wanderausstellung „yallah!? Über die Balkanroute“
19.30 Uhr:
Info- und Diskussionsabend „Orbanisierung: Kriminalisierung von Flucht und Flüchtlingshilfe in Ungarn“
Ein Rückblick vom „March of Hope“ im Jahr 2015 bis zum massiven rechtspopulistischen Roll-Back und den jüngsten Entwicklungen im „orbanisierten“ Ungarn. Mit Britta Rabe (Soli-Kampagne „Free the Röszke 11“) und Marc Speer (bordermonitoring.eu).
Im Anschluss an die Abendveranstaltung:
Kurzfilm „We walk together“
Kurze Dokumentation über den Aufbruch in Budapest zum „March of Hope“

Mittwoch, 5. September

12-19 Uhr (& nach der Abendveranstaltung):
Wanderausstellung „yallah!? Über die Balkanroute“
19 Uhr:
Info- und Diskussionsabend „Schutzraum Sofa. Idee und Praxis von Bürger*innenasyl“
Verschiedene Referent*innen stellen die gesellschaftspolitischen Hintergründe und die aktuelle Notwendigkeit eines Bürger*innenasyls vor und berichten aus der Erfahrung mit bereits praktiziertem Bürger*innenasyl.
Im Anschluss an die Abendveranstaltung:
Film „Drei Tage im September“
Arte-Film-Dokumentation zum Durchbruch auf der Balkanroute

Donnerstag, 6. September

12-19 Uhr (& nach der Abendveranstaltung):
Wanderausstellung „yallah!? Über die Balkanroute“
17-19 Uhr:
Kitchen for all (noch unbestätigt)
Soli-Abendessen an gemeinsamer Tafel. Mit Essen/Buffet vom Project.Shelter KüchenTeam & friends.
19 Uhr:
Info- und Diskussionsabend „Solidarity City in Rhein-Main. Praktische Ansätze und übergreifende Perspektiven im Kampf gegen Abschiebung und soziale Ausgrenzung“
Einblicke in Konzept, Praxis und Vision von Solidarity Cities als alltagspraktischer wie perspektivischer Ansatz der antirassistischen Bewegung. Solidarity City-Aktivist*innen aus Frankfurt, Darmstadt und Hanau stellen ihre lokalen Ansätze vor und laden zur Mitwirkung ein.

Kontakt:
ffm@welcome-united.org

Darmstadt
Dienstag, 04.09., 19 Uhr
Böckler-Saal im Gewerkschaftshaus
Rheinstr. 50 in Darmstadt
Veranstaltung mit Max Pichl zu den
Strategien des Europäischen Grenzregimes
mit Informationen zu Gegenstrategien auf lokaler Ebene (Bürger*innenasyl, Kirchenasyl, solidarische Stadt)
Veranstalter: agis und Verdi

Mittwoch, 05.09., 20 Uhr
Rex-Kino
Iuventa – Der Film
mit anschl. Diskussion und Infos zu We‘llCome United

Donnerstag, 06.09., 19 Uhr
Glaskasten an der Hochschule Darmstadt
Abschiebedruck und Widerstand
Sarmina Stuman vom ARM (Afghan refugee movement) zu Strategien gegen die zunehmenden Abschiebungen nach Afghanistan

Freitag, 07.09., ab 17 Uhr
Bessunger Knabenschule
Infos, Fotos, Film und Ideen
Konzerte mit Heimat durch Musik und Malaka Hostel

danach Tanz mit DJ Fluchthelfer

Samstag, 08.09., 12 Uhr
Luisenplatz
Kunstaktion und Kundgebung
Gegen das Sterben im Mittelmeer
Von Seebrücken und solidarischen Städten

Hanau
Lampedusa in Hanau und kein mensch ist illegal laden in Kooperation mit dem DGB in Hanau zu folgendem Programm ein. Die Veranstaltungen finden im Gewerkschaftshaus am Freiheitsplatz statt, im 5. Stock im Dachsaal.

Dienstag, 4. September
Start um 17 Uhr mit Foto- und Bilderausstellung zu den Kämpfen gegen das Grenzregime und zu We`ll Come United

Um 19 Uhr: Eröffnungsveranstaltung – Von der Seenotrettung bis zur Solidarischen Stadt
Kurzberichte und Diskussion zu Initiativen für Bewegungsfreiheit und für gleiche Rechte, mit Inputs zur Seebrücken-Initiative und der Kampagne „From the Sea to the Cities“, zu Schutzräumen und Bürgerasyl, zur geplanten Anti-Abschiebungskampagne mit Prominenten sowie zur We`ll Come United Mobilisierung von Hanau bis Hamburg…

Um 21.30 Uhr: Open Air Film „Drei Tage im September“
Beeindruckende Arte-Film-Dokumentation zu den Dynamiken im September 2015 in Budapest und dem Durchbruch auf der Balkanroute

Mittwoch, 5. September
Um 16 -18 Uhr: Geflüchtete in prekärer Beschäftigung
Workshop mit Janna Bieker und Amer Saikali von Beratungsbüro der „Fairen Integration“ aus Frankfurt zu rechtlichen Handlungsmöglichkeiten von Geflüchteten in prekären Beschäftigungsverhältnissen und gegen Überausbeutung

Um 19 – 21 Uhr: Warum die AfD keine Alternative ist!
Inputs zur Politik der sozialen Spaltung der AfD, zu ihrer „Flüchtlingspolitik“, in der sie den italienischen Lega-Minister Salvini unterstützt und den Einsatz von Schusswaffen an der Grenze fordert… sowie zu den gewerkschaftsfeindlichen Auftritten der AfD in Hanau.

Donnerstag, 6. September
Um 18 Uhr: Für ein Bleiberecht und wirkliche Integration/Inklusion für Alle!
Mit Beiträgen von Jugendliche ohne Grenzen und DGB Jugend Südosthessen zu ihren Forderungen nach Zugang zu Bildung und fairer Ausbildung für Alle; mit Aktiven von Lampedusa in Hanau und jungen Menschen aus Afghanistan zum Widerstand gegen Abschiebungen.

Ab 20 Uhr: Party – Feiern ohne Angst
mit Musik aus aller Welt, mit Filmclips, mit Essen und Trinken…

Das gesamte Programm hier: http://lampedusa-in-hanau.antira.info
Kontakt: kmii-hanau@antira.info

Kassel
Das dreitägige Programm findet im und um das Sandershaus statt (Sandershäuser Str. 79, 34123 Kassel).

Dienstag, 4. September

18 bis 20 Uhr Workshop: „Kassel als solidarische Stadt“ – Möglichkeiten auf kommunaler Ebene
20 Uhr Vortrag zur aktuellen Situation in Afghanistan

Mittwoch, 5. September
– 18 bis 20 Uhr Salon: „Solidarische Kämpfe in Kassel“ – Aktivist*innen mit und ohne Fluchterfahrung
berichten
– ab 20 Uhr Mobi-Party zur „Welcome United“-Parade am 29. September in Hamburg mit Live-Musik,
Soli-Getränken & Infos zur Anreise

Donnerstag, 6. September
– 15 bis 18 Uhr Kinder-Programm und Austausch bei Kaffee & Kuchen
– 18 bis 20 Uhr Workshop: „Solidarity City in der Praxis“ – Wie bauen wir in Kassel solidarische Strukturen
auf?
Aktuelle Infos zum Programm findet ihr unter
solidarity-city.eu/kassel
facebook.com/SolidarityCityKS
Kontakt: kassel@solidarity-city.eu

Berlin
Freitag, 7.9.18 In der Heiligkreuz Kirche am Blücherplatz,

Sonntag, 9.9.18 im Yaam in Kooperation mit high Five.

Veranstaltungen und Workshops zu:

Die CFA-Franc Währung in Westafrika: Französische Geldpolitik und
Neokolonialismus auf dem afrikanischen Kontinent (Vortrag)

Zur Situation von geflüchteten Frauen

Wir bleiben alle: No Gentrification – no deportation! Zwei Kämpfe, ein Ziel. Über das Recht zu bleiben, wo man sein möchte.

Bürger und Krichenasyl. Ziviler Ungehorsam in stürmischen Zeiten.

Röszke 11 – Migration = Terrorismus? Eine Infoveranstaltung zum Prozess gegen 11 Angeklagte, die im September 2015 versucht haben, illegal die Grenze zwischen Ungarn und Serbien zu passieren und nun wegen Terrorismus vor Gericht stehen.

Gute Flüchtlinge – schlechte Flüchtlinge – Mensch ist Mensch – wie das deutsche Asylrecht Schutzsuchende spaltet und einteilt

1 mio Klicks: Rap aus Afrika und Europa in Wort und Bild und im Vergleich

Über politische Verantwortung von KünstlerInnen im Rap und unterschiedliche Ansätze auf verschiedenen Kontinenten – eine Podiumsdiskussion mit RapperInnen aus Deutschland und Kamerun

Kontakt für das detaillierte Programm:
Bündnis für bedingungsloses Bleiberecht
staiger@royalbunker.de